Ich möchte hier auf einige Zahlen aus dem Halbjahresbericht 2022 eingehen - wie immer nur meine Meinung und keinesfalls Anlage- oder Handlungsempfehlung.
-Ertragslage:
Ergebnis H1 2022 0,97 ? je Aktie (H1 2021: 1,00 ?) EBIT-Marge H1 2022 8,2 % (H1 2021: 10,8 %)
Dass das Ergebnis in etwa gehalten wird, erscheint mir sehr zufriedenstellend angesichts folgender Umstände: 1) Gestiegene Produktionskosten insbes. in der energieintensiven Branche Maschinenbau. 2) Preiserhöhungen nur mit Verzögerung möglich. 3) Lieferkettenprobleme. 4) 2021 war das historisch mit Abstand beste Jahr für WACK01 in Bezug auf das Jahresergebnis (wenn man 2018 um den Verkaufserlös von 45,8 Mio. ? einer Immobiliengesellschaft bereinigt). 5) Aktueller Kurs ca. 14 ?.
Der Rückgang der EBIT-Marge um 2,6 PP durch die Punkte 1) bis 3) ist m.E. verkraftbar, die Marge könnte in Q3 und Q4 durch Preiserhöhungen wieder besser werden. An Aufträgen scheint es auch nicht zu mangeln, ist doch im Halbjahresbericht von einem "enorm" hohen Auftragseingang in Q1 und Q2 die Rede.
-Nettofinanzschulden, NWC, Cashflow:
Nettofinanzschulden: 211,1 Mio. ? (31.12.21: -0,1 Mio. ?) langfristige finanzielle Verbindlichkeiten: 216,3 Mio. ? (31.12.21: 295,1 Mio. ?) kurzfristige finanzielle Verbindlichkeiten ggü. Finanzinstituten: 66,1 Mio. ? (31.12.21: 138,7 Mio. ?) Zahlungsmittel und -äquivalente: 72,1 Mio. ? (31.12.21: 305,5 Mio. ?)
Obwohl die finanziellen Verbindlichkeiten deutlich abgebaut worden sind (u.a. Rückführung eines Euro-Darlehens von 125 Mio. ?, vorzeitige Teilrückführung eines USD-Darlehens von 40 Mio. $), ist die Nettofinanzverschuldung durch den Rückgang der Zahlungsmittel und -äquivalente massiv gestiegen. Grund ist ein starker Anstieg des Net Working Capital: NWC: 673,9 Mio. ? (31.12.21: 497,6 Mio. ?) Vorräte: 608,6 Mio. ? (31.12.21: 490,2 Mio. ?) Forderungen LuL: 321,5 Mio. ? (31.12.21: 237,9 Mio. ?)
Der Anstieg der Vorräte ist für mich nicht eindeutig zu bewerten: "Während sich der Bestand an fertigen Maschinen nur leicht erhöhte, verzeichnete der Bestand an unfertigen Maschinen als Konsequenz der Verschlechterung der Lieferkettensituation [...] einen deutlichen Anstieg" (Halbjahresbericht 2022 Wacker Neuson Group) ist für mich ein Hinweis, dass die Versorgung der Produktion problematisch bleibt - aber eben auch darauf, dass die Nachfrage kein Problem ist, sonst wären die fertigen Maschinen deutlich angestiegen. Sinnvoll hört sich folgendes an: "Der Bestand an Rohmaterialien und Komponenten wurde zur Sicherung der Lieferfähigkeit ebenfalls signifikant aufgestockt. Die Vorratsreichweite lag zum Bilanzstichtag bei 132 Tagen" (ebenfalls aus dem Bericht).
Leider erfährt man im Anhang nichts über die genauere Zusammensetzung der Bilanzposition Vorräte aus fertigen und unfertigen Maschinen sowie Roh- Hilfs- und Betriebsstoffen.
Das Gearing ist mit 16,0% übrigens immernoch auf einem hervorragenden Wert, die Eigenkapitalquote jetzt bei 59,3% (31.12.21: 55,4%).
Der operative Cashflow lag derweil bei -65,7 Mio. ? (H1 2021: 155,3 Mio. ?). Als Grund werden die bereits erwähnte Erhöhung des Vorratsbestands und die gestiegenen Forderungen aus LuL angegeben. Das ist aus meiner Sicht erstmal nicht schlimm, man sollte es aber im Auge behalten ( möglicher Hinweis auf Absatzprobleme und v.a.Produktionsprobleme wegen fehlender Teile etc.).
-Kooperation mit John Deere:
Es wird berichtet, dass Wacker Neuson einen langfristigen, exklusiven Liefervertrag mit John Deere abgeschlossen hat: Sie stellen Mini- und Kompaktbagger (Gewicht unter 5t) "hauptsächlich für den nordamerikanischen Markt" (Halbjahresbericht 2022) her, die unter der Marke John Deere über deren Händlernetz vertrieben werden. Außerdem: "Die Kooperation sieht darüber hinaus eine technische Zusammenarbeit zwischen John Deere und Wacker Neuson bei Baggern der Gewichtsklassen zwischen fünf und neun Tonnen vor. John Deere erwirbt Design und technisches Know-how von Wacker Neuson und entwickelt es [...] weiter. Diese Modelle werden von John Deere selbst produziert und in den Markt gebracht. Unabhängig davon wird Wacker Neuson weiterhin die eigenen Bagger der Gewichtsklasse 5-9 Tonnen [...] unter eigener Marke vertreiben."
Grundsätzlich sehe ich die Kooperation sehr positiv, sollte sie doch helfen, Geld im wachsenden Nordamerika-Geschäft zu verdienen. Bei dem Satz "Vorgesehen ist, das Produktportfolio schrittweise zu komplettieren" hoffe ich, dass sich dieses Vorhaben nur auf den nordamerikanischen Markt bezieht - in Europa hat der Markenname Wacker Neuson einen Stellenwert, den man nutzen sollte.
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